Besitz reduzieren und Entrümpeln – Wie sich meine Beziehung zum Besitz verändert hat.

Veröffentlicht in: Gedankenwelt | 3

Wenn Besitz zur Last wird und wie sich meine Beziehung zum Besitz verändert hat.

Als Kind hatte ich nicht viele Dinge. Drei oder vier Spielsachen nannte ich mein Eigen. Zu Weihnachten gab es eine Tafel Schokolade, wenn ich Glück hatte. Meine Schuhe wurden vorne aufgeschnitten, damit sie länger passen und meine Strumpfhosen hatten Löcher am Knie. Wenn es mal Bananen oder Kiwis zu kaufen gab, mussten wir lange in der Schlange stehen. Ich wuchs mit dem immer vorhandenen Gefühl des Mangels auf. Wir hatten nicht viel Geld und kamen gerade so über die Runden. Ich träumte von einem großen Puppenhaus, Lego und anderen Spielsachen, die sich nie materialisiert haben. Auch im Erwachsenenalter hatte ich es nicht leicht. Meine Eltern sind früh gestorben und ich musste zusehen, wie ich alleine klar kam. Mit meinem ersten richtigen Job verdiente ich auch mein erstes, richtiges Geld. Meine Ansprüche stiegen. Ich wollte schöne Klamotten haben, ein ansprechendes Auto fahren und anderen Menschen gefallen. Ich wollte dazugehören und das ging natürlich am einfachsten mit teuren Markensachen, Ausstattung und Technik. So häuften sich mit der Zeit kontinuierlich meine Besitztümer. Viel zu besitzen bedeutete für mich lange Zeit Sicherheit. Doch das hat sich zum Glück geändert. Wie und warum Besitz reduzieren gut tut, erfährst du in diesem Artikel.

Besitz reduzieren für ein neues Leben
Besitz reduzieren ändert Leben

Besitz reduzieren? No way! Viele Sachen gaben mir das Gefühl von Stabilität in meinem Leben.

Zu dieser Zeit habe ich von der 10.000 Sachen Theorie gehört. 10.000 Dinge sind so viele, wie es in jedem europäischen Haushalt durchschnittlich zu finden sind. Ich bin kurz meine Besitztümer im Geiste durchgegangen und war beruhigt. 10.000 Dinge kriege ich ganz bestimmt zusammen.

Ich weiß auch nicht warum, aber dieser Gedanke gab mir ein Gefühl von Stabilität. Ich war in der Gesellschaft angekommen und nicht arm, wie eine Kirchenmaus. 

Ich war oft shoppen und habe mir, ohne nachzudenken, einfach alles gekauft, was mir gefiel. Ein Date stand an, da musste natürlich direkt ein neues Outfit her. Ich habe nicht schlecht verdient aber auch nicht genug um diesen Konsumwahn durchzuhalten. Meine Wohnung war voll, mein Konto leer. 

Ich hatte einen Kleiderschrank voll Billigkleidung, von der ich nur 10% anzog, viel Kosmetika und Klimbim, den ich einfach nur gekauft habe, weil er mir gut gefiel und der keinen Zweck erfüllte. Wer braucht schon drei oder vier Jahreskalender, 20 Notizbücher, massenhaft Dekogegenstände, die vorne und hinten nicht zusammen passen und nur als Staubfänger dienen?

All diese Dinge gaben mir ein gutes, mächtiges Gefühl von Sicherheit und Macht. Ich kann es mir leisten, also kaufe ich es. Ich hatte keine emotionale Bindung zu den meisten Dingen, die ich besaß. Trotz dieser fehlenden Bindung fiel es mir schwer, mich von Sachen zu trennen. An Besitz reduzieren war zu diesem Zeitpunkt nicht zu denken.

Besitz reduzieren – Es ist schwer sich von Dingen zu trennen aber es tut so gut.

Da war plötzlich der Moment da! Meine Waschmaschine hat den Geist aufgegeben. Ich hatte kein Erspartes, ganz im Gegenteil. Mein Ex-Freund hat mir beim Geldausgeben tatkräftig unter die Arme gegriffen und mich durch kleine Konsumkredite für den neuen Fernseher und das neue Laptop verschuldet.

Noch ein Kredit kam nicht infrage und so habe ich beschlossen, mich schweren Herzens von einigen Dingen und meiner vermeintlichen Sicherheit zu trennen, um mich von meinem Besitz zu reduzieren, um mir eine neue Waschmaschine zu kaufen.

Ich fing an auszusortieren und Dinge, die ich nicht brauchte, zu verkaufen. Ich merkte schnell, dass sich Kleidung, Dekokram und Technik nicht zur Geldanlage eignen, denn ich bekam nur ein Bruchteil des Geldes, welches ich zuvor in den Kauf dieser Dinge investiert habe.

Da fiel bei mir plötzlich der Groschen! Wie blöd bin ich nur gewesen mit so viel Besitz anzuhäufen, den ich im Endeffekt nur mit Aufwand wieder los bekam. Das Geld wäre auf meinem Konto besser aufgehoben gewesen. Wer war diese Frau mit all den unnützen Sachen? Ich erkannte mich kaum wieder. Es tat weh und das war gut so.

Durch meine kleine Aufräumaktion merkte ich, wie sehr mich all meine Besitztümer belasten. 

Mit jeder Kiste, die ich zur Post brachte und jeder Tüte voller Altkleider für die Tonne, fiel immer mehr Last von meinen Schultern. 

Umso leerer die Wohnung wurde, umso freier und reicher fühlte ich mich. Ich reduzierte meinen Besitz und mein Leben nahm eine neue Wendung an.

Tipp: Wer weniger hat, muss auch nicht mehr so viel putzen. Das ist kein Geheimnis. In aufgeräumten, minimalistischen Räumen geht das Aufräumen ruckzuck und kann leicht auch mal zwischendurch gemacht werden. Was wirst du nur mit all deiner neu gewonnenen Freizeit anfangen? 

Besitz reduzieren – Mit all den Sachen durfte auch mein Ex gehen.

Ich merkte schnell, dass ich nicht mehr ich war und er jemand, der mich zu jemanden machte, den ich nicht mochte. 

Die Räume waren nicht mehr vollgestellt. Ich konnte wieder atmen. Ich konnte mich und meine kreative Energie wieder spüren. Ich bin in eine andere Wohnung gezogen und habe mein Leben grundlegend verändert.

Tipp: Angesammelte Dinge triggern immer wieder Erinnerungen aus der Vergangenheit. Anstatt sich mit der Gegenwart zu beschäftigen, stoßen wir immer wieder auf alten Ballast. So fällt es uns natürlich schwer, nach vorne zu schauen. Alles, was aktuell nichts mehr mit dir zu tun hat, sollte weg. Das überträgt sich ganz automatisch auch auf deine mentale Gesundheit. Solltest du Gegenstände mit lieben Menschen oder positiven Erinnerungen verbinden, dann mach ein Foto und trenne dich auch von diesen Dingen. Die Erinnerung bleibt ja trotzdem bestehen! 

Mein Konsumverhalten hat sich geändert.

Mit meinem Umzug habe ich weiter mich und meinen Besitz reduziert. Ich fühlte mich wohl und wollte auf gar keinen Fall mich wieder verlieren. Ich wollte meine leeren Räume, meine Freiheit und meine Luft zum Atmen behalten. Ich war Herr über mich selbst. Vor jeder Anschaffung überlege ich, ob ich diesen Gegenstand wirklich brauche.

Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich nur Dinge kaufen werde, wenn ich bereit bin diese einzutauschen. Wenn ich zum Beispiel eine neue Jeans kaufe, überlege ich mir, welche andere Jeans ich dafür weggebe. Dabei probiere ich alle Hosen an und stelle fest, dass ich kein Neue brauche. So in etwa funktioniert das auch mit anderen Dingen.

Seit dem ich radikal ausgemistet habe, gab es wieder Platz für eine neue Liebe in meinem Leben.

Ein weiterer positiver Aspekt meiner radikalen Aufräumaktion war auch meine Ernährungsumstellung. Ich begann Bio einzukaufen und immer weniger zu Süßem zu greifen. Ich fühle mich attraktiv und fit wie nie zuvor. Ich habe angefangen Sport zu machen, wodurch auch mein Selbstbewusstsein gestiegen ist. Und dann, ganz plötzlich und unerwartet trat ein neuer Mann in mein Leben.

Ein Mann, der wie die Faust aufs Auge zu mir und zu meinem wiedergefundenen ich passt.

Nun sind wir mittlerweile zu viert. Wie machen uns jetzt gemeinsam Gedanken, welche Dinge bei uns ein, und welche ausziehen. Besitz reduzieren ist uns auch als Familie wichtig. Wir überlegen ganz genau, was wir wirklich brauchen und was nicht. Unsere Gegenstände sind kein Billigware für die Tonne sonder Dinge, die wir lieben. Wir möchten uns nur kaufen, was wir wirklich wollen und Schrott gehört nicht dazu. Das bewahrt uns vor staubigen Regalböden. Natürlich kommen auch bei uns Fehlkäufe vor. Gerade jetzt blicke ich auf eine Bambus Laterne. Die an sich sehr schön ist aber die wir nie benutzen, da offenes Feuer sehr unpraktisch ist mit Kindern in einem Holzhaus. Sie wird direkt aussortiert.

Tipp: Mit jedem Gegenstand, den du loswirst, befreist du dich immer mehr von unnötigem physischem und psychischem Ballast. Du schaffst mehr Raum und Platz für Neues. Vielleicht für einen neuen Partner, für ein Baby oder für Erfolg im Beruf? Alles, was du dir wünschst, wirst du bekommen, wenn du erst einmal das gehen lässt, was dir nicht guttut. Stell dir einen vollen Briefkasten vor. Wenn er bis obenhin mit alten Zeitungen vollgestopft ist und überquillt, ist darin kein Platz mehr für positive Botschaften, die dein Leben bereichern.

Tipp:

All dein Besitz kostet deine Aufmerksamkeit. Und so geht es auch sicherlich dem Rest deiner Familie. Je mehr Dinge wir besitzen, desto mehr Energie müssen wir in diese Dinge investieren. Wir suchen ständig irgendetwas, lassen und ablenken und verlieren so den Blick für das, was wirklich wichtig ist. Je mehr Gerümpel im Haus ist, desto mehr Auseinandersetzungen gibt es darum. Wie oft streiten sich deine Kinder um irgendwelche Sachen? Weniger ist in diesem Fall mehr.

Wer nicht viel hat, konzentriert sich ganz automatisch nicht auf die Besitztümer, sondern auf den Menschen. Anstatt Sachen zu suchen oder sie abzustauben, können wir die Zeit mit unserer Familie verbringen.

Viele Dinge zu haben macht müde und antriebslos. Wenn das ganze Haus mit Möbeln vollgestellt ist, die Bücherregale aus allen Nähten Platzen, in Schubladen das Chaos regiert und sich in allen möglichen Vasen und Gefäßen Knöpfe, Stifte, Münzen und andere Kleinteile sammeln, ist der Überblick schnell verloren. Anstatt aktiv durch den Tag zu gehen, werden wir müde und wollen am liebsten abschalten, uns ausschalten und Netflix schauen. Wenn du dich aber endlich durchringst, und anfängst auszumisten, wirst du schnell merken, dass du gar nicht mehr damit aufhören kannst und deine Energie zurückgewinnst.

Der ganze Kram in deinem zu Hause ist meist sehr emotional behaftet. Durch das Loswerden von Dingen entsteht nicht nur mehr Platz in deinen vier Wänden, sondern auch Leere in deinem Kopf. Du hast wieder Platz und Luft zum Atmen. Leere Räume regen zudem die Kreativität an.

Auf meinem Blog stelle ich dir auch einige Tipps, für mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank, Gründe, warum du richtig ausmisten solltest, Dinge, die mir während Corona Freude bereiten, sowie positive Aspekte, die wir der Coronakrise abgewinnen können, einfache Tipps für ein nachhaltiges Familienleben oder warum Kurkuma auf dem Speiseplan nicht fehlen sollte.

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